Bei der Festveranstaltung am 10. Februar 2021 feierten wir den Abschluss unserer ersten Projektlaufzeit und ehrten 20 Berliner Stadtteilzentren für ihre inklusive Arbeit. Aufgrund der pandemischen Situation musste sie als digitales Format stattfinden. Bei der Planung standen wir vor verschiedenen Herausforderungen, für die es eine passende technische Umsetzung zu entwickeln galt:
- Aus 20 Berliner Stadtteilzentren sollte eine „Zuschaltung“ möglich sein.
- Das Moderator:innen-Team bestand aus einer hörenden Moderatorin und einem gehörlosen Moderator, was eine Dolmetschung in Deutsche Gebärdensprache (DGS) vor Ort erforderte.
- Die Veranstaltung selbst sollte von DGS-Dolmetscher:innen begleitet werden.
- Die Veranstaltung sollte untertitelt bzw. von Schriftdolmetscher:innen begleitet werden.
- Die Veranstaltung sollte für möglichst jede:n nachvollziehbar, verständlich und zugänglich sein.
- Für die einzelnen Programmpunkte sollten die aktiven Akteure gleichzeitig im Bild erscheinen.
- Wir wollten Video-Einspieler und Zwischenfolien einbinden.
- Wir wünschten uns einen Austausch mit dem Publikum.
Insbesondere aufgrund der hohen Anzahl an aktiv Beteiligten kristallisierte sich ein Videokonferenz-Tool als kostengünstigste Lösung heraus. Leider lässt sich bei den gängigen Plattformen wie Zoom, Jitsi, BigBlueButton und Co. keine Bild-im-Bild-Funktion einbinden, um die DGS-Dolmetschung dauerhaft anzuzeigen. Bei Zoom etwa gibt es zwar die Funktion eine Kachel „anzupinnen“, jedoch schließt das eine Bildregie aus, die uns ebenfalls sehr wichtig war. Um die Veranstaltung nachvollziehbar und ansprechend zu gestalten, sollten nämlich die für den Programmpunkt relevanten Akteure ins Bild geholt werden. Überdies wollten wir Video-Einspieler einbinden, was über die Funktion „Bildschirm teilen“ bei Zoom leider nicht flüssig möglich ist.
Aus diesem Grund beauftragten wir Lukas Bergmann für den technischen Support. Mit ihm erarbeiteten wir das Konzept, wie es letztlich umgesetzt wurde: Die aktiv Beteiligten versammelten sich im Zoom und wurden durch die Bildregie von Lukas Bergmann zu ihrem jeweiligen Programmpunkt neben- und untereinander angezeigt. Unterstützt wurde Lukas Bergmann dabei von Stefanje Meyer, die überdies als technische Ansprechpartnerin für die Beteiligten im Zoom zur Verfügung stand. Lukas Bergmann sorgte des Weiteren dafür, dass die Video-Einspieler flüssig angezeigt wurden.
Für die Untertitelung arbeiteten wir mit den zwei Schriftdolmetscherinnen Mirja Aye und Laura Sokianos zusammen, die abwechselnd über die Untertitel-Funktion von Zoom das gesprochene Wort verschriftlichten. Auch dieses Bildelement konnte Lukas Bergmann beliebig anordnen.
Die hörende Moderatorin Barbara Wacker und der gehörlose Moderator Patrick Marx waren gemeinsam an einem Ort, wo sich auch zwei DGS-Dolmetscherinnen befanden. Diese waren jedoch nicht in der „Moderationskachel“ bei Zoom zu sehen. Lediglich eine der beiden Dolmetscherinnen wurde per Mikro mit dem Zoom-Audio verbunden. Somit gab es für die Zoom-Teilnehmenden keine DGS-Dolmetschung. Als eine gehörlose Expertin bei einem Programmpunkt aktiv wurde, musste eine der beiden DGS-Dolmetscherinnen kurzzeitig vor die Kamera treten. Die restliche Zeit verfolgte die Expertin die Veranstaltung bei Youtube, wohin der Livestream der Veranstaltung (mit geringfügiger zeitlicher Verzögerung) übertragen wurde.
Lukas Bergmann verantwortete auch den Youtube-Livestream. Er integrierte dort ein Bild-im-Bild, auf dem die DGS-Dolmetschung der Veranstaltung zu sehen war. Diese wurde von dem Online-Dolmetschdienst VerbaVoice angeliefert. Überdies baute Lukas Bergmann in den Livestream verschiedene Zwischenfolien zu den Pausen sowie Intro und Abspann ein.
Der Livestream hatte für uns auch den Vorteil der Niedrigschwelligkeit. Wir wollten mehr Menschen eine Teilnahme ermöglichen, ohne eine bestimmte Software installieren oder sich anmelden zu müssen. Zugunsten einer leichteren Teilhabe richteten wir des Weiteren einen Chat in einfacher Sprache ein, über den Verständnisfragen oder technische Rückfragen gestellt werden konnten. Dieser wurde jedoch relativ wenig genutzt.
Dass wir durch das digitale Format manche Menschen ausschließen, war uns natürlich von Vornherein bewusst und bedauern wir sehr. Die widrigen Wetterbedingungen am Tag der Veranstaltung hätten allerdings auch einige Menschen an einer Teilnahme gehindert, was durch die Verlagerung ins Digitale immerhin umgangen werden konnte. Darüber hinaus freuten wir uns sehr, dass auf diese Weise auch Menschen aus der ganzen Bundesrepublik die Veranstaltung verfolgen konnten.
Um das Publikum einzubinden, arbeiteten wir mit dem Umfrage-Tool „Mentimeter“. Außerdem gab es die Möglichkeit, sich im Youtube-Chat zu dem Livestream auszutauschen sowie in einem „Padlet“-Chat Fragen zu stellen (für diejenigen, die keinen Youtube-Account haben). Diese beiden Angebote wurden zahlreich genutzt, jedoch erhielten wir mehrfach die Rückmeldung, dass ein Austausch mit den Beteiligten im Zoom gewünscht gewesen wäre. Dass wir eine Trennung in die beiden digitalen Räume „Zoom“ und „Youtube“ vorgenommen haben, empfinden wir auch als ungünstig, ist allerdings der Tatsache geschuldet, dass Videokonferenz-Plattformen wie „Zoom“ derzeit noch keine Funktionen für eine umfängliche Barrierefreiheit bereitstellen. Wir hoffen diesbezüglich sehr auf Nachbesserung in den kommenden Monaten.
Umso mehr sei nochmal ein großer Dank dem tollen Team ausgesprochen, das die digitale Umsetzung dieser komplexen Veranstaltung überhaupt erst möglich gemacht hat!