Hier nun – auch als Antwort auf die Fotokampagne der ARD-Themenwoche zum Thema „Toleranz“ – mein Redebeitrag zur Eröffnung der „Woche der Inklusion“ in der Volkshochschule Berlin-Mitte.
„Sehr geehrte Frau Bartels!
Sehr geehrte Frau Stadträtin Weissler!
Sehr geehrter Herr Weiss!
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Woche der Inklusion an der VHS Berlin-Mitte!
Mein Name ist Ulrike Pohl und ich bedanke mich für die Einladung zur Woche der Inklusion der Volkshochschule Berlin-Mitte.
Ich arbeite beim Verband für sozial-kulturelle Arbeit e. V. – die Geschäftsstelle ist gleich hier um die Ecke in der Tucholskystraße – und beschäftige mich seit 1,5 Jahren im Projekt „Inklusion konkret“ intensiv mit inklusiver Stadtteilarbeit, vorrangig mit Berliner Stadtteilzentren, aber auch mit Bildungs- und Freizeiteinrichtungen.
Und ich weiß, es gibt viele Veranstaltungen, wo “Inklusion“ draufsteht…
Doch ist sie da auch drin?, frage ich mich oft.
Ist da das Original drin?
Die Inklusion, die untrennbar mit Partizipation verbunden ist?
Wussten Sie übrigens, dass Partizipation (in der deutschen Fassung der UN-Behindertenrechtskonvention mit Teilhabe übersetzt) in der Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen öfter benutzt wird als Inklusion?
Partizipation – das Wort setzt sich zusammen aus dem lateinischen „Pars“ für Teil und „capere“ für „fangen, ergreifen, sich zu eigen machen“. In der UN-Konvention wird Partizipation oft noch verstärkt durch Worte wie „volle“, „gleichberechtigte“, „wirksame“ Partizipation.
Partizipation meint aktives, gleichberechtigtes Mitgestalten, Mitreden, Mitbestimmen und Mitentscheiden. Und ist weit mehr als nur „Dabeisein“.
Dafür braucht es klare Rechte – das ist eine Frage der persönlichen Haltung und der Politik. Und wir brauchen für Partizipation die Möglichkeiten – das ist die Frage nach der Barrierefreiheit, die letzten Endes auch eine Haltung ausdrückt.
DIESE aktive Partizipation – mit Rechten und Möglichkeiten – ist die Voraussetzung für das Original. Für Inklusion.
Ich wünsche mir von dieser Woche der Inklusion, dass wir alle gemeinsam das Original erleben und verspreche, dass ich meinen Beitrag dazu leisten werde.
Und weil wir hier in einer Schule sind, wünsche ich mir noch eins von dieser Woche: Bildung. Bildung über Inklusion, Barrierefreiheit und Leben mit Behinderung.
An dieser Stelle gestatten Sie mir bitte noch eine kleine Anekdote, die ich in der letzten Woche erlebt habe:
In einem Schulprojekt habe ich in dieser Woche in einer Grundschule hier in Berlin-Mitte Schülerinnen und Schüler als „Barrieren-Detektive“ losgeschickt, um Barrieren in ihrer Schule für Menschen mit Sehbehinderungen und blinde Menschen zu entdecken. Eine Frage auf ihrer Checkliste lautete: „Sind in unserer Schule Blindenhunde gestattet?“
Sie gingen also zu ihrer Schulsekretärin („Die weiß alles.“, so die Kinder) und fragten: „Sind in unserer Schule Blindenhunde gestattet?“ Die Schulsekretärin antwortete: „Nein, wir sind ja keine Blindenschule.“
Und so schließt sich der Kreis zur Volkshochschule Berlin-Mitte: Schülerinnen und Schüler dieser Schule werden am Donnerstag die Veranstaltung zum Thema „Assistenzhunde“ innerhalb der Woche der Inklusion besuchen und hoffentlich erfahren, dass Assistenz- wie auch Blindenhunde Hilfsmittel sind, die in jeden Alltag hineingehören, auch in den von Schule. Und – so leid es mir tut – dass Schulsekretärinnen doch nicht alles wissen…
In diesem Sinne: ergreifen wir diese Woche und alle Chancen, die sie bietet!
Reden, bestimmen und gestalten wir sie mit!
Und werden wir alle schlauer, nicht nur über Assistenzhunde.
Vielen Dank!“
Die Schüler der Presse-AG haben natürlich alles aufgenommen – hier das Wichtigste: die Übergabe des Leckerlis, die im Assistenzhundezentrum übrigens „Sushi“ genannt werden, damit die Hunde nicht von den Leckerlis anderer Hundeliebhaber abgelenkt werden.